Die Idee, aus Anlass der Kriegserklärung des Königreiches Italien an Österreich-Ungarn im Jahr 1915 und des darauf folgenden Einsatzes der Tiroler Standschützen, ein groß angelegtes Gedenken aller Schützen des historischen Tirol zu veranstalten, war ein voller Erfolg. Die Standschützen, als deren Traditionsnachfolger sich unsere Schützenkompanien sehen, haben in aussichtsloser Lage die Grenzen unseres Heimatlandes verteidigt und dazu beigetragen, dass während des Krieges kein Meter unseres Heimatbodens verloren ging. Die unnatürliche Abtrennung von Süd- und Welschtirol erfolgte erst durch den Verrat des Königreiches Italien und den erzwungenen Friedensvertrag nach dem Krieg. Am Samstag, den 8. August 2015 wurden an insgesamt 70 Punkten entlang der damals umkämpften Tiroler Grenze Eisenkreuze mit Gedenktafeln, welche bereits im April in Bozen am Waltherplatz im Rahmen einer Hl. Messe und eines Festaktes gesegnet worden waren, aufgestellt. Die Aufstellungsorte waren Kampfplätze, Begräbnisstätten oder andere bedeutende Stellen, welche mit dem Geschehen an der ehemaligen Front in enger Verbindung standen. An jedem dieser Aufstellungsorte organisierten Schützenkompanien aus dem Bundesland Tirol, aus Südtirol und Welschtirol selbst Gedenkfeiern. Damit sollte die Einheit Tirols, zumindest in der Gesinnung und im Geiste, gezeigt oder gefördert werden. Die Schützenkompanie Amras beschloss, gemeinsam mit der Schützenkompanie Laag, mit der schon lange Kontakte gepflogen werden, sowie mit den Kompanien Salurn, Neumarkt und Piné Sovèr die Feier bei der Ponte Stue im Cadintal, einem Seitental des Fleimstales, zu gestalten. Weil die eigenen Waffen auf italienisches Staatsgebiet nicht mitgenommen werden dürfen, wurden die Amraser von den Laager Kameraden mit Gewehren und der Hauptmann mit einem Säbel ausgestattet. Nach der Meldung an den Bezirkskommandanten des Südtiroler Unterlandes Mjr. Dr. Jürgen Werth, schritt dieser gemeinsam mit dem Bürgermeister von Molina di Fiemme die Front ab. Nach dem Einmarsch und der Aufstellung wurden Ansprachen gehalten. Die Hauptansprache hielt Bezirksmajor Werth. In Ermangelung einer Musikkapelle wurde die Landeshymne gesungen, ebenso das Lied vom Guten Kameraden bei der Denkmalenthüllung und der Kranzniederlegung. Die Ehrensalve, abgeschossen von je vier Vertretern der teilnehmenden Kompanien, war ausgezeichnet und konnte sich hören lassen. Der offizielle Teil der Feier wurde mit Dankesworten beschlossen. Das anschließende Beisammensein nahm fast Volksfestcharakter an und war, nachdem in freier Natur auf 1.200 m Höhe im Wald gefeiert wurde, mangels fehlender Infrastruktur, echt urig. Mit einem holzbefeuerten Ofen wurde in einem Kessel der Polenta gerührt, Würste, Kraut und Bohnen mit einem Gasherd gekocht. Wasser Säfte und Wein waren genügend vorhanden und das Bier haben die Amraser mitgebracht. Kameradschaftliche Gespräche und gemeinsamer Gesang erzeugten eine großartige Stimmung. Leider wurde das Fest ziemlich abrupt von einem gewaltigen Gewitter gestört, was durch das voraussehende Aufstellen von Zeltdächern gemildert wurde. Die wenigen Amraser Schützen, welche an der Veranstaltung teilgenommen haben, waren begeistert. Der Organisator der Feier war der Laager Schützenkamerad Matthias Gruber; ihm und allen seinen fleißigen Helfern sei herzlich gedankt. Nachdem diese Feier so schön und harmonisch verlaufen ist, wurde der Wunsch laut, fallweise mit den Süd- und Welschtiroler Kameraden ein Treffen zu veranstalten.
Alle Fotos: Schützenkompanie Amras