Als uns die Nachricht vom Tod unseres Kameraden Hans Lener erreichte, erfasste uns eine tiefe Betroffenheit und Trauer, jedoch auch zugleich eine Dankbarkeit, dass er ganz ruhig eingeschlafen ist, um zu seinem Herrgott heimzukehren und er von seiner Krankheit erlöst wurde, denn die letzten Wochen und Monate waren für ihn sehr schwer, da er ja ans Bett gefesselt war.
Sein letzter großer öffentlicher Auftritt war im Oktober 2010 beim Schützenjahrtag in Amras, wo er für seine 60-jährige Treue zur Schützenkompanie Amras mit einer Ehrensalve und der goldenen Andreas Hofer Medaille geehrt wurde. Unvergessen bleibt seine Ansprache zu diesem Anlass, wo er – dem die Schützenkompanie so viel zu verdanken hat – hervorhob, wie viel ihm seine Kompanie in den vielen Jahrzehnten gegeben hat und damit aufgerufen hat, sich in der Gemeinschaft zu engagieren. Er erntete dafür eine spontane und begeisterte, stehende Ovation. Hans war hoch aktiver Sportler und jahrzehntelang in vielen Vereinen – zum Teil in führender Position – aktiv tätig. Er ist Radrennen gefahren, war einer der ersten Langläufer in Amras, Tourengeher, Schifahrer und Bergsteiger und Schwimmer; er hat ein Mal erzählt, dass er sich auch mit dem Boxsport beschäftigt hat.
Beim heute nicht mehr existierenden Wintersportverein Amras war er Gründungsmitglied und als Obmann viele Jahre aktiv tätig. Beim Trachtenverein „ Die Amraser“ war er einer der Ersten und leistete, neben den zahlreichen Tiroler Abenden, viel Aufbauarbeit. Das Haus Lener war für viele Jahre der Treffpunkt der Maskerer. Er war der letzte Überlebende vom Glockenkomitee, das Anfang der 50 er Jahre für die neuen Kirchenglocken sammelte.
1950 trat er der Schützenkompanie Amras bei und war von Anfang an eine Stütze dieser Gemeinschaft. Neben den vielen Funktionen, die er in der Kompanie innehatte, war er von 1960 bis 1995, also 35 Jahre Obmann. Für seine Tätigkeiten in der Kompanie wurde er zum Ehrenobmann und einige Jahre später zum Ehrenoberleutnant ernannt.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr Amras, der er 1951 beigetreten ist und bei der er es bis zum Brandmeister gebracht hatte, hat sich Hans Lener ebenfalls durch hohen Einsatz und Aktivität verdient gemacht. Alle erinnern sich gerne an die Versteigerungen von gespendeten Gegenständen zu Gunsten der Feuerwehr am Unsinnigen Donnerstag, die er jahrzehntelang mit launigen Worten zum Gaudium der Bevölkerung durchgeführt hat.
Neben den vielen Ehrungen und Auszeichnungen in den Vereinen erhielt er auch das Goldene Verdienstzeichen des Landes Tirol. Wenn es eine Goldene Verdienstmedaille „ Für Amras“ geben würde, Hans Lener hätte sie wahrlich verdient.
Hans Lener wurde am 2.12.1921 als ältestes von 3 Kindern geboren. Er wuchs bei seinen Eltern Sophie und Franz Lener in Amras auf.
Nach der Schule in Amras und Innsbruck arbeitete er bis zu seiner Einberufung zur Deutschen Wehrmacht auf dem elterlichen Bauernhof. In den Kriegsjahren war er bei einer Panzerdivision eingeteilt und an mehreren Kriegsschauplätzen im Einsatz, bis er im Juni 1944 in der Normandie am Tag der Invasion an Hand und Schulter schwer verletzt wurde. Nach vielen Wochen in den Lazaretten Wien und Tirol hat er noch bis zum Kriegsende gedient.
In den Jahren nach dem Krieg arbeitete Hans bei verschiedenen Firmen in Innsbruck.
Am 25.11.1953 heiratete er Steffi, die seit 1949 beim Bierwirt in der Küche tätig war.1954 kam seine Tochter Sylvia zur Welt und ab diesem Zeitpunkt trat die Familie für Hans an die erste Stelle. Hans arbeitete bis zu seiner Pensionierung mehrere Jahrzehnte als zuverlässiger, hilfreicher Fahrer und Zusteller bei der Fa. Litega in Innsbruck.
Hans Lener wurde schon zu Lebzeiten zur Legende. Seine Merkmale waren Zuverlässigkeit, unverbrüchliche Treue, seine absolute Gerechtigkeit und sein Engagement für die Gemeinschaft; alles getragen von seiner positiven Lebenseinstellung und seinem nie versiegenden Humor. So wird er in Gedanken, als großes Vorbild, und in seinen Werken stets bei uns bleiben. Der Herrgott möge ihm alles Gute reich vergelten!