Am Sonntag, dem 2. Oktober 2005 fand in Amras in der schon seit vielen Jahren gebräuchlichen Form der Schützenjahrtag statt.
Oberleutnant Werner Erhart konnte die Meldung an den Ehrenmajor des Schützenbataillons Innsbruck und Ehrenhauptmann der Schützenkompanie Wilten Landtagspräsident Prof. Ing. Helmut Mader machen, der die Amraser ebenso durch seine Anwesenheit auszeichnete, wie viele andere erschienene Ehrengäste, Allen voran die beiden Ehrenhauptmänner Ehren-Landeskommandant Major HR. Dr. Walter Zebisch und Bundesgeschäftsführer Major Josef Haidegger sowie Bataillonskommandant-Stellvertreter Ehrenhauptmann Ing. Sepp Dag.
Bei der Hl. Messe, die gemeinsam mit der Pfarrgemeinde gefeiert wurde, hielt Kooperator Patrick Busskamp OPraem. eine viel beachtete Predigt, welche im Anhang an diesen Bericht wiedergegeben wird.
Vor der Kapelle am Amraser Friedhof gedachten die Schützen in feierlicher Form der verstorbenen und gefallenen Kameraden, Freunden und Gönnern der Kompanie.
Die Angelobung des Kameraden Markus Jochum musste wegen des starken Regens im Gemeindesaal durchgeführt werden.
Obmann Reg.-Rat Hannes Fraisl begrüßte die Erschienenen. Ihm wurde beim anschließenden Festakt des Dekret zur Ernennung zum Leutnant überreicht. Die Kameraden Günther Hausenbichler und Ferdinand Wegscheider wurden zu Zugsführern, Markus Hundsbichler, Alexander Stampfer und Dr. Norbert Ulf zu Unterjägern sowie KR. Stefan Mair und Herbert Riess zu Patrouilleführern befördert. Für 15-jährige Zugehörigkeit zur Kompanie wurde Dr. Norbert Ulf die Haspinger-Medaille und Stefan Marthe für 25-jährige Zugehörigkeit die Speckbacher-Medaille verliehen. Zugsführer Hans Dum konnte aus gesundheitlichen Gründen die Andreas-Hofer-Medaille für 40-jährige Zugehörigkeit nicht überreicht werden. Höhepunkte waren jedoch die Verleihung der Silbernen Verdienstmedaille des Bundes der Tiroler Schützenkompanien an den getreuen und stets einsatz- und hilfsbereiten Zugsführer Rudolf Gamper und die Verleihung der Andreas-Hofer-Medaille mit Kranz für 55-jährige Zugehörigkeit zur Kompanie an den verdienten und allseits beliebten Ehren-Obmann und Ehren-Oberleutnant Hans Lener.
Die Grußadresse des geschätzten Landtagspräsidenten Prof. Ing. Mader, die sehr persönlich gehalten war, war wie immer von gestochener Rethorik.
Das ausgezeichnete Mittagessen, ein anschließendes Ständchen der Amraser Musikkapelle und kameradschaftliche Gespräche vereinte die Kameraden mit den Gästen bis in die späten Nachmittagsstunden.
Nun die oben erwähnte, ausgezeichnete Schützenpredigt von Kooperator Patrick Busskamp, OPraem:
Predigt zum 27. Sonntag im Jahreskreis A 2005
9:30 Uhr Schützenjahrtag Amras
L1: Jes 5,1-7; L2: Phil 4,6-9; Mt 21,33-44
Im zu schützenden katholischen Glauben versammelte Schützen, liebe Schwestern und Brüder, sehr geehrter Landtagspräsident Prof. Mader!
Was muss ich tun, wenn ich etwas habe, besitze, dass man es mir nicht wegnimmt? Natürlich, ich muss es schützen.
Ein Schütze schützt den Schützling.
Im vergangenen Sommer war ich zum Urlaub in den USA. Dort las ich in der „The New York Times“ , dass es in einem südlichen Bundesstaat einen gerichtlichen Streit gebe über ein Kreuz, das in einem öffentlichen Gelände auf einem Hügel stehe. Die lokale Bevölkerung hatte dieses Kreuz vor vielen Jahren aufgestellt aus Dankbarkeit von einer Dürre verschont geblieben zu sein. Jetzt geht eine einzelne Privatperson hin und klagt dagegen, da in den USA das Aufstellen von religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit verboten ist. Man will damit alle anderen Religionen, Weltanschauungen und Religionslosigkeiten gleichberechtigt entgegenkommen.
Liebe Schützen von Amras! Ihr habt letztes Jahr am Schützenjahrtag ein Kreuz auf einem öffentlichen Platz, im Zentrum von Amras aufgestellt und segnen lassen. Was wollt Ihr damit deutlich machen? Doch wohl die tiefe christliche Verwurzelung Eures Vereins im katholischen Glauben, eingebettet in die öffentliche Gesellschaft in Tirol. Diese Verwurzelung, dieses Einstehen für den Katholischen Glauben in der eigenen Heimat, mit der großen Geschichte und lebendigen Tradition, gilt es zu schützen gegen alle falsch verstandene Toleranz und den Werte tötenden Relativismus, der da sagt, jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Bei uns soll es nicht so weit kommen, dass wir von irgendjemand verklagt werden können, weil wir ein Kreuz in der Öffentlichkeit aufstellen. Die Kirche ist der Garant, dass wir unseren schützenswerten Glauben gemeinschaftlich bekennen und Sonntag für Sonntag feiern dürfen. Daher ist es ein Widerspruch in sich, wenn ein Tiroler Schütze auch nur im Entferntesten mit den Gedanken spielen sollte aus der Kirche auszutreten. Was wollte er denn dann noch schützen? Sein Erbe, seine Tradition, seine Geschichte, seine Heimat, die alle so untrennbar verwoben sind mit der katholischen Kirche, würde er schmählichst verraten, sollte er der Kirche den Rücken kehren wollen.
Dem schützenden Einsatz der Tiroler Schützen ist es schließlich zu verdanken, dass der Text des wertvollen Herz-Jesu-Gelöbnis-Liedes nicht geändert wurde. Dort heißt es in der dritten Strophe: „fest am Glauben halten wir, unseres Landes schönste Zier“. Unserem Gott müssen die Freudentränen kommen, wenn Er solche Zeilen aus den sangesfreudigen Mündern der Tiroler Schützen hört, die bei Glaubensfesten ihm, dem unendlichen und dreifaltigen Gott, die Treue geloben und den Glauben an ihn als schönsten Landesschmuck, schönste Zier bezeichnen.
In einer Gesellschaft, in der der Glaube an Gott und die Treue zur heiligen Kirche verschwinden, in der die christlichen Grundsätze von Ehe, Familie, Lebensrecht, nicht mehr nur in Frage gestellt werden, sondern bereits stillschweigend beiseite geschoben sind, da ist es der Schütze der mit seinem treuen Bekenntnis Zeugnis ablegt und einen Damm um alle Gefahren baut, die das wertvolle Gebäude des Glaubens und der Heimat bedrohen.
Im etymologischen Lexikon wird erklärt, der Ursprung des Wortes schützen kommt von der Tätigkeit des Dammbauens oder Wall-Anlegens. Mit dem Wort schützen ist auch das Englische Wort to shut = abschließen, versperren verwandt.
Für mich gehört es zur größten Herausforderung unserer Zeit, dass immer weniger Menschen ihre Lebensfragen an die Kirche richten.
Doch der Glaube ist nie antiquiert und die Sache mit Gott nie altmodisch, da der Glaube und vor allem Gott zeitlos sind. Da wo die Sache des Glaubens in der Gemeinschaft der Kirche mit wahrer Entschiedenheit und nicht mit laxem Taufscheinchristentum angegangen wird, wo Christenfreude und katholische Glaubenspraxis statt Multikulti herrscht, füllen sich wieder die Gotteshäuser, wird mit Freude das Bekenntnis zum dreieinen Gott gezeigt, wird der Glaube als schönste Zier des Landes deutlich.
Wo aber die Menschen indifferent sind, wo sie sich um das Anliegen der Kirche nicht mehr mühen, wo Christus nur noch zu Jubiläen, Taufe, Hochzeit, Erstkommunion ein Rolle spielen darf (nach! den Geschenken versteht sich), wo mit falscher Toleranz Gleichmacherei betrieben wird, da kommen andere Einflüsse, da bricht der schützende Damm, da wird das Kreuz auf öffentlichen Plätzen, in den Schulen usw. in Frage gestellt.
Kultiviere ich meinen Ackerboden oder lasse ich alles wild wachsen? Ein Wenig Christentum, ein bisschen Horoskop, vielleicht etwas Wiedergeburt im 3. irdischen Leben. Darf 's vielleicht auch noch etwas von der Zen-Lehre oder aus dem Tantra sein, Kabbalah und Sonnenkult wäre auch noch in der Aktion. - Kultiviere ich meinen Glauben an Gott? Entscheide ich mich für etwas? Wenn ich mich für Christus entscheide, muss ich zu etwas anderem Nein sagen!
Gott erwartet eine Ernte. Jesus droht dem Volk Israel, dass ihm der Weinberg
genommen wird, da sie keine Frucht bringen. Auch uns gilt dieses Evangelium:
Gott schenkt uns den Glauben, den Ackerboden, er steht uns das ganze Leben zur Seite. Da wo nur Wenige den Glauben bekennen und praktizieren, da wird mit Recht hinterfragt, soll der Staat der kleinen christlichen Minderheit noch kirchliche Feiertage gewähren, soll er noch Oster- und Weihnachtsferien in den öffentlichen Schulen geben? Wie kommt der Staat den anderen Religiösen Gruppen und ihren Feiertagen dann entgegen, wenn doch alles so gleich und gleich zu behandeln ist?
Jesus sagt uns im heutigen Evangelium, wenn wir den Glauben verleugnen, ihn nicht mehr praktizieren, dann wird uns das Reich Gottes weggenommen werden und einem anderen Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte liefert.
Wir müssen uns ja wirklich die Frage Jesu gefallen lassen, welche Früchte wir denn überhaupt einbringen. Sind es die Früchte des Glaubens oder doch viel mehr der Gleichgültigkeit. Gefragt ist heute kein multireligiöser Eintopf, sondern christliche Eindeutigkeit. Unsere Kirche braucht wieder einen wahren und echten Produktstolz (Peter Hahne „Schluss mit Lustig“ 2005), um auf dem diffusen Markt der Sinnangebote konkurrenzlos wichtig zu bleiben. An jeden von uns geht die Frage, was kann ich tun gegen die allgemeine Gottvergessenheit? Was kann der Schütze tun, um den katholischen Glauben gegen die multikulti Gleichgültigkeit echtes Beispiel und Überzeugung zu zeigen? Es gilt die Heimat zu schützen mit welcher unmissverständlich der Glaube der Kirche verbunden ist. Denn wer nicht zu seiner Geschichte steht, wer nicht weiß woher er kommt weiß nicht wohin er geht. Was werden also die Früchte des christlichen Schützen sein? Schützt das Kreuz und seine Botschaft. Amen.